//die monatliche Kolumne im Netz und nur auf diesen Seiten//


Der September (2007)
The Barracudas: "Summer Fun"

Sofern noch nicht geschehen, besorgen Sie sich bitte umgehend "Fargo Rock City" von Chuck Klosterman und "Lost In Music" von Giles Smith, das ist das absolut Großartigste, Menschenvereinende, Friedensstiftende, Religionenzusammenführende, Klimarettende, BSEausrottende, Atomwaffenvernichtende, Krankheitsbesiegende, was jemals geschrieben worden ist, aber man sollte Bücher auch nicht überbewerten. Sicher, ein paar Freaks sammeln sie, manche lesen sogar welche, aber die meisten stapeln sie zu einem Haufen und steigen drauf, um die Glühbirne auszuwechseln.
War in der Vergangenheit das Schreiben von Büchern ausgesuchten Fachkräften vorbehalten, so machen das seit ein paar Jahrzehnten auch Leute mit anderen Berufen. Zum Beispiel Lothar Matthäus (hab ich), Dieter Bohlen (hab ich) Stefan Effenberg (hab ich auch), Tom Tonk (hab ich auch, kann aber noch ein paar davon verkaufen) und Daniel Küblböck (hab ich natürlich nicht, aber meine Mutter hat’s gelesen).
Vielleicht haben Sie es mitbekommen, daß auch die Fernsehmoderatorin Eva Herman Bücher schreibt, in denen sie die Rolle der Frau....äh... neu definiert, und zwar Richtung Old Style Hard Core. Abgesehen von der Tatsache, daß ich persönlich keine einzige Frau kenne, die ihre Rolle definieren muß, kann man auch souveräner mit Stuß umgehen als die Boulevardmedien es getan haben. Doch Eva schrieb unverwirrt weiter, und so ist jüngst schon das zweite Buch erschienen, das niemanden interessiert. Aber sowas läßt sich ja ändern. Um sich in’s Gespräch zu bringen, schlug Schwester G. vor, die Ehe erstmal auf sieben Jahre zu begrenzen, Christoph Daum setzte sich in gewohnt zurückhaltender Manier auf die Trainerbank von Chelsea, wogegen Eva unpassende Vergleiche mit dem Nationalsozialismus zog. Der NDR warf sie raus, Eva steht auf der Straße und ich mache mir große Sorgen, da auch ich ein Buch geschrieben habe, in dem unpassende Vergleiche eine gewisse Rolle spielen. Kann also gut sein, daß man mich auch irgendwo rauswirft. Am besten, ich tu mich jetzt schon mal mit Eva Herman zusammen, denn zusammen könnten wir einiges bewegen im Staate Dänemark.
Wir könnten zum Beispiel eine Sendung im Offenen Kanal Südostjütland machen, ganz seriöse Lebenshilfe, irgendwas Richtung "Sie kocht - er ißt" oder "Im Wunderland der Supereva", klar, könnten wir machen, die sind ja liberal da oben. Auf der anderen Seite muß man aber auch an die Quote denken, da käme Porno vermutlich besser. Egal, wenn das alles nichts wird, machen wir einfach ´ne Comedy-Serie, in der wir uns gegenseitig unsere verkorksten Frauenbilder um die Ohren hauen.
Als weitere Option, falls Eva nicht gerne vor Kameras stehen sollte, hätte ich noch unseren Garten anzubieten. Da müßte man dringend mal was tun, damit es nicht immer nach Kraut und Rüben aussieht. Allerdings sollte sich Eva nicht so sehr vor Gemüse fürchten wie ich es tat, als mir Mona neulich einen Monster-Zucchino vor die Füße rollte, der die Größe (und ein wenig auch die Form) eines schlafenden Siebenjährigen hatte. Und eins ist mal klar: Hätten wir die grüne Kreatur schlafen gelegt und zugedeckt, hätte sie in’s Bett gepißt, tut mir leid, gruseliger geht’s nicht. Aber wir sind ja Schöngeister, die Eva und ich, und machen uns nicht gerne die Hände schmutzig. Bleibt also noch die Fahrradtour. Kann man machen im Sommer, besonders, wenn er schon vorbei ist. Coole Sache eigentlich. Man fährt entspannt durch Wald und Wiese, schleckt schön ein Eis dabei und wartet ab, bis ein Prominenter den Weg kreuzt, der wie Eva früher mal im Fernsehen war.
Sie glauben ja nicht, wen ich schon alles gekreuzt habe! Dieter Nuhr, Piet Klocke, Helge Schneider, Manni Burgsmüller, Andi von den TOTEN HOSEN und vor drei Wochen -halten Sie sich fest!- Dr. Dressler aus der Lindenstraße! Obwohl er eigentlich in München im Rollstuhl sitzt, fuhr er plötzlich in Düsseldorf radelnd an mir vorbei, der Schocker!
Ich kann nicht bestreiten, daß dieser Sommer im Zeichen des Horrors stand. Fragen Sie mal Eva Herman, die wird das sicherlich bestätigen.


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Der August (2007)
Die Ärzte: "Männer sind Schweine"

Neulich hatte ich eine mittelschwere Lindenberg-Phase. Dabei kam mir gleich ein Gedanke, wie man super die Welt retten kann, die Controlettis die Kante kriegen und die miesen Vibrations randalemäßig aus den Köpfen der Fuzzis rausgeballert werden. Meine Idee mag auf den ersten Blick vielleicht simpel erscheinen, aber sie ist das Ergebnis einer ganzen Seite von "Sister King Kong" und besteht darin, daß einfach nur staatlich verankert werden sollte, daß Menschen von ihren Fähigkeiten leben können, sobald sie sechs Jahre alt sind. Das setzt natürlich voraus, daß jeder Mensch irgendeine Fähigkeit hat und es eine Institution gibt, die den wahren Wert einer Tätigkeit erkennt. Gut, das würde ich dann übernehmen. Ich habe einen Blick für Talente und sehe sofort, daß Menschen, die es zum Beispiel fertig bringen, mit zwei Stöcken sogenanntes Nordic Walking zu praktizieren, ebensogut in der Innenstadt das Papier aufpicken können. Mittellose Spaßvögel, besonders wenn sie besoffen sind, könnten sicher auch problemlos im ZDF ein Fußballspiel kommentieren, so manche Deutschpunkband kann bestimmt besser saufen als spielen und unsere formidable Seitenscheitel-Fraktion, die weder das eine noch das andere beherrscht, könnte stattdessen Nordic Walking machen.
Da ich persönlich keine nennenswerten Fähigkeiten besitze, muß ich leider noch einem richtigen Beruf nachgehen. Ich beschäftige mich mit schwer erziehbaren Hunden, physikalischen Parametern und Haarfestigern nicht, sondern bin in der Musikbranche tätig. Account Manager, Personal Supervisor, Probleme aller Art. Für meine Frau den zweitbesten Fisch und für mich die zweitbesten Pommes, aber eigenes Unternehmen, was dachten Sie denn? Läuft gigantisch. Gehen vielleicht bald an die Börse.
Wie gesagt: Musikbranche. Ich kann Ihnen da Geschichten erzählen....
Vor kurzem schickte mir ein Kunde per Post Produktionsunterlagen zu. Auf dem Umschlag pappte ein großer Aufkleber. Darauf stand: ICH KANN DEINE FOTZE RIECHEN.
Um ein paar Dinge bereits im Vorfeld klarzustellen, sollte ich nicht unerwähnt lassen, daß dieser Kunde nicht nur Schlagzeuger ist (was einiges erklärt) und in einer feuchten Hardrock-Kapelle spielt, sondern daß sich Schlagzeugertum, Promotion und Weltanschauung in diesem Aufkleber auf derart wundersame Weise vereinen, daß ich wohl nicht mehr erwähnen muß, daß der Aufkleber von seiner Band stammt. Also Werbung in eigener Sache, gewissermaßen.
Ich muß zugeben, daß ich mich von Bands mit guten Ideen beeindrucken lasse. Irgendwo bei uns im Kleiderschrank befindet sich noch ein altes Band-T-Shirt von diesem Haufen mit der Aufschrift "Ich würd mich ficken", was ja auch stimmt.
Einen Tag später rief der Schlagzeuger an, um zu erfragen, ob wir Post von ihm erhalten hätten. Ich sagte ihm, daß sein Brief bei uns ausgesprochen gut angekommen ist.
Er sagte "arschcool, Alter."
Ich sagte "und danke übrigens für den Aufkleber, der hat bei unserem Postboten einen großen Eindruck hinterlassen", was -das nur für andere Hardrock-Schlagzeuger, die das hier vielleicht lesen- einen durchaus ironischen Unterton hatte.
Er sagte "die Aufkleber sind geil, wa? Ich schick dir hundert."
Auf die Lieferung warte ich zwar bis heute, aber ich habe mich schon mal mit dem Gedanken angefreundet, mit dem Aufkleber den einen oder anderen Prominenten noch etwas prominenter zu machen. ICH KANN DEINE FOTZE RIECHEN als Autoaufkleber auf dem Dienstwagen des Oberbürgermeisters - ist das vielleicht nichts? ICH KANN DEINE FOTZE RIECHEN auf dem Rücken eines piefigen Bankangestellten, auf der Stirn des Nachrichtensprechers, oder auf den Trikots meiner Fußballmannschaft, mein Gott, ich geh kaputt! Ist das lustig!
Gacker gacker gacker, wieher, pruuust, schüttel, spuck, schenkelklopf!
Ähem.
Ich entschuldige mich hiermit für mein Niveau. Ich wollte ja eigentlich nur die Welt verbessern mit einer Prise Lindenberg. Der hat ja ein paar gute Sprüche rausgehauen, früher. Klar, der war ja auch Schlagzeuger.


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