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Der Oktober 2009
Alice Cooper: "Is It My Body"

Wie es Alice Cooper bereits andeutet, unterscheidet sich der Nacktnasenwombat in erster Linie in der unbehaarten Schnauze von den Haarnasenwombats, weitere Unterschiede sind das raue Fell und die kurzen, abgerundeten Ohren. Sein Körperbau ist dem eines guten Rock-Drummers nicht unähnlich, einem kräftigen Körper stehen kurze, muskulöse Beine gegenüber. Der Schwanz ist lediglich ein Stummel. Die Fellfärbung kann von gelblich-braun über grau bis schwarz variieren, je nachdem, was man gerade so trägt. Nacktnasenwombats erreichen eine Kopfrumpflänge von 70 bis 120 Zentimeter und ein Gewicht von 15 bis 35 Kilogramm.
Relativ verbreitet sind sie in den temperierten und gut mit Wasser versorgten Teilen des Duisburger Zoos, südlich kommen sie bis nach Tasmanien, westlich bis Süd-Australien vor. Lebensraum dieser Tiere sind eingezäunte Gehege, bevorzugt mittelgroße Areale mit einem luftdurchlässigen Maschendrahtzaun in der Nähe von Bockwurstbuden, die gute Materialien für das Graben der Bauten sowie einheimische Senfsorten zum Fressen bieten. Im Süden ihres Verbreitungsgebiets werden auch niedrigere Höhenlagen und offene Landschaften mit Softeisquellen besiedelt. Am Nachmittag pennt das Tier.
Nacktnasenwombats sind einzelgängerisch lebende Tiere. In ländlichen Regionen graben sie Baue, die aus einem einzigen Eingang bestehen, sich aber unterirdisch zu einem Netzwerk aus Tunneln verzweigen können. In Städten mieten sie sich in bereits hergerichtete Bauten ein. Die Schlafkammer wird mit Pflanzen gepolstert, einer Stereoanlage bestückt und liegt meist zwei bis vier Meter hinter dem Eingang. Nacktnasenwombats sind nachtaktiv mit Ausnahme gelegentlicher Sonnenbäder in kühleren Jahreszeiten. Normalerweise wird der Tag im Bau verschlafen. Sie sind Pflanzenfresser, ernähren sich von Gräsern, Wurzeln, Pflanzenzwiebeln und Pilzen, bevorzugen dabei junge Triebe, verschmähen aber auch nicht eine Pizza Salami. Diese finden sie besonders mit ihrer guten Nase. Dieses Organ dient auch zum Ausströmen des Zigarettenrauchs. Aufgrund ihrer niedrigen sozialen Stellung in der zoologischen Hierarchie geburtenstarker Jahrgänge greifen Nacktnasenwombats dabei meist auf Selbstgedrehte zurück.
Sie sind territoriale Tiere, die ein Revier von der Größe Duisburgs bewohnen und dieses mit Duftdrüsen und gegebenenfalls mit aggressiven Lauten gegenüber Artgenossen verteidigen. Obwohl sie in der Regel einzelgängerisch leben, gibt es auch Berichte, wonach sich bestimmte Gattungen auch ohne Aggressionen in Bauten anderer Wombats aufhalten.
Meist bewegen sie sich langsam und bedächtig und entfernen sich nicht weit vom Bau. Als nachtaktive Tiere sind sie auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, was angesichts des wombatfeindlichen Nacktnasenfahrplans den Radius erheblich einschränkt.
Sie können sich das ganze Jahr über fortpflanzen, der Höhepunkt der Paarung liegt jedoch in der Bundesliga-Sommerpause. Nach einer rund 9-monatigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein, manchmal auch zwei Jungtiere zur Welt. Diese verbringen die ersten sechs bis sieben Lebensmonate im nach hinten geöffneten Beutel der Mutter, nach 15 bis 40 Jahren werden sie entwöhnt und sind mit dem Rauchen der ersten Zigarette geschlechtsreif. Als Jungtier gefangen, können sie sehr anhänglich werden.
Es lassen sich drei Unterarten des Nacktnasenwombats unterscheiden.
Die Nominatform Vombatus ursinus ursinus, kleiner als die anderen Subspezies, war ursprünglich auf den Inseln der Bass Strait verbreitet, kommt heute jedoch nur noch auf Flinders Island vor.
Auf dem Festland findet man den Vombatus vulgaris, die dritte Unterart Vombatus von den Baaten ist auf Holland beschränkt.
Obwohl er in manchen Teilen Tasmaniens verschwunden ist, zählt der Nacktnasenwombat zu den verbreiteteren einheimischen Tieren Nordrhein-Westfalens. Sein Bestand wird auf 1 Million geschätzt, er gehört damit nicht zu den bedrohten Arten. Die Wombats sind jedoch in allen Staaten geschützt, abgesehen von Oberhausen und Essen. Hier werden Wombats als Schädlinge angesehen, aufgrund der Zerstörungen, die sie an Kaninchenzäunen anrichten.
Das herausragende Merkmal des Nacktnasenwombats ist allerdings seine putzige Art, sich hastig fortzubewegen, besonders, wenn keine Gefahr droht.
Selbst Schöngeister neigen dazu, augenblicklich sämtliche Konversation zu Themen wie Jugenstil-Villen und Frauenärsche einzustellen, um beim Anblick des vor sich hinhoppelnden Geräts in schallendes Gelächter auszubrechen, auf dem Schotter Tango zu tanzen, La Ola anzustimmen und sich Tränen der Freude aus den Augen zu reiben.
Wir unterscheiden hier zwei Exemplare. Zum einen den Depp in der komischen Hose, zum anderen den Trottel mit der Jeansjacke. Obwohl sie ihren Bau häufig verlassen, trifft man sie auf Kunstausstellungen und Tabaluga-Event-Messen eher selten an. In Ausnahmefällen genehmigen sich die scheuen Exemplare allerdings einen kulturellen Nachmittag und entdecken Eloquenz, Weisheit und einen Nacktnasenwombat.
Oft sind die Exemplare derartig beeindruckt, daß sie versuchen, den Gang dieses Tieres zu imitieren, indem sie in der nächsten Kneipe für 55 Euro Bier trinken, aber zum Glück nicht allzu oft.


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Der September 2009
Frauenarzt: "Das geht ab"

Seit ein paar Wochen haben wir einen Maulwurf im Garten. Die blöde Sau hat es tatsächlich fertig gebracht, sich von 180 wunderschönen Nachbarsgärten ausgerechnet unseren Rasen auszusuchen. Seitdem sind dort sieben stattliche Erdhügel entstanden und alle paar Tage kommt ein neuer hinzu. Weitere Beispiele für die Boshaftigkeit von Tieren sind Fischbrötchen, aber lassen Sie mich das besser anders formulieren.
Wenn Sie mal an der Küste stehen und eine harmlose Portion Eis, ein Fischbrötchen oder eine Tüte Pommes essen, können Sie davon ausgehen, daß recht bald ein großer weißer Vogel mit Killerschnabel im Sturzflug angerauscht kommt und Ihnen den Snack aus der Hand reißt. Und zwar ungestraft, weil die Behörden da machtlos sind.
Dummerweise geht Boshaftigkeit oft einher mit Blödheit. Mir kann keiner erzählen, daß fünfzig kleine Fliegen nicht in der Lage wären, einem gemütlich dahinradelnden Objekt mit Schlitzaugen auszuweichen, aber offensichtlich sind Respekt und Rücksichtnahme derzeit uncool. Das Ungeziefer landet regelmäßig im Auge des Betrachters, verursacht bei den betroffenen Parteien Ärger, beziehungsweise Tod und symbolisiert sinnlose Aggression, wie ich sie mir vorstelle.
Neulich radelte ich am Düsseldorfer Rheinufer entlang und rieb mir gerade so´n Brummer aus dem Auge, da wurde ich plötzlich angeschissen. Ein kleiner Haufen weißer Kacke hatte den Ärmel meines T-Shirts erwischt. Ich war zwar nicht sonderlich amused, aber dachte mir, daß es sicher schlimmeres gibt auf dieser Welt. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußte, war, daß ich keine hundert Meter weiter die zweite Ladung abbekommen sollte, diesmal auf den Oberschenkel.
Man hört in letzter Zeit immer wieder Horrorstories über das Aggressionspotential von vereinzelten Jugendlichen, aber der Zustand einer Gesellschaft beinhaltet auch die Verrohung von Tieren.
Wenn geschultes Personal eines Tages damit beginnt, emotionale Defizite zu kitten, sollte man auch Kurse für Fliegen, Vögel und Maulwürfe anbieten.
Und Katzen natürlich. Vor kurzem fuhr ich mit Tempo 17 durch die Straßen meiner Stadt. Als umsichtiger Autofahrer bemerkte ich, wie sich eine Katze ein paar Meter entfernt anschickte, die Straße eben just an jener Stelle zu überqueren, die ich geräuscharm zu befahren gedachte. Ich ging davon aus, daß sich das Mistvieh etwas zurückhält, wenn ein silbergrauer Skoda mit dreifacher Schrittgeschwindigkeit angeschossen kommt, aber da hatte ich mich offenbar getäuscht. Mit einer Seelenruhe, die man mit sieben Leben wohl hat, trottete das bekifft wirkende Tier auf den Asphalt, setzte sich, schaute mir in die Augen und gähnte.
Gut, das Leben ist kein Wunschkonzert. Manchmal ist es eben unvermeidlich, daß Konflikte blutig enden.
Aber waren die Neandertaler nicht schon ausgestorben? Hatten wir nicht längst den Euro? Was würde Barack Obama jetzt wohl tun?
Ich zeigte Zivilcourage und hupte erstmal. Das Monster glotzte mich blöd an und ich spürte, wie die Agression in ihm hochstieg. War mir egal. Ich hupte noch einmal, diesmal etwas länger. Gemächlich erhob sich das blöde Tier und die Straßenblockade löste sich auf. Kopfschüttelnd fuhr ich an der Katze vorbei und zeigte ihr einen Vogel. Im Rückspiegel sah ich, wie sie auf die Straße zurücktrottete und ihren alten Platz einnahm. Es mag seltsam klingen, aber ich glaube, sie zeigte mir ihren Stinkefinger.

 

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